Über 24 Stunden an Flughäfen und in Flugzeugen, unzählige Turbulenzen, einen Zwischenstopp in Südkorea und vier ungenießbare Flugzeug-Mahlzeiten später haben wir es endlich geschafft! Wir sind in Neuseeland angekommen und können es immer noch nicht so ganz realisieren, dass wir die nächsten zwei Monate hier verbringen dürfen! Hier sind gerade Aufregung, Erleichterung, Freude, Stress und endlose Müdigkeit ganz eng beieinander. Und wahrscheinlich realisieren wir alles erst so richtig, wenn wir morgen hoffentlich halbwegs in Raum und Zeit angekommen sind.
Während meine Männer schon neben mir schnarchen, brauche ich noch eine Weile, um die ganzen Eindrücke der letzten 48 Stunden zu verarbeiten. Und was eignet sich dazu mehr, als euch ein bisschen mit meinem übermüdeten Gedankenwirrwarr vollzutexten? 😉 So ewig haben wir darauf gewartet, haben die Tage bis zum Beginn der Elterzeit gezählt. Und plötzlich ging dann doch alles super schnell. Gestern standen wir noch mit viel zu vielen Rucksäcken und Buggy am Flughafen Schiphol in Amsterdam und schwuppsdiwupps, ist man plötzlich am anderen Ende der Welt. Verrückt, diese Flugzeuge!
Der Babytüp und 300 Koreaner*innen
Der Flug war sehr anstrengend für uns alle drei. Zwei mal 11 Stunden fliegen mit nur minimal kurzem Aufenthalt dazwischen sind eben nicht ohne. Und mit Baby im Gepäck erst recht nicht. Felix und ich waren abwechselnd im Dauereinsatz, um den Babytüpen mit Spielzeug, Essen und umhertragen zu bespaßen oder zum schlafen zu bringen. An Schlaf für uns selbst war so gut wie gar nicht zu denken. Dafür gab es Cola und schwarzen Tee bis zum Abwinken und ein paar verklebte Haribo-Schnecken, die sich noch in den Tiefen unseres Rucksacks befanden.
Der Babytüp war wirklich tapfer und hat so ungefähr jeden Koreaner in unseren Flugzeugen mit seinem zahnlosen Lächeln um den Finger gewickelt. So cute, so handsome, so pretty – es regneten geradezu wahre Lobgesänge auf unseren Sohn ein. Auch wenn wir das natürlich längst schon selbst wissen (und er glaube ich auch :D)… Eine Horde koreanischer Omas wollte ihn am liebsten gar nicht mehr hergeben und reichte ihn durch die Sitzreihen, noch bevor ich in meinem übermüdeten Zustand etwas sagen konnte (was sie im Übrigen sowieso nicht verstanden hätten, da sie kein Englisch und ich kein Koreanisch spreche). Bis der Babytüp dann keine Lust mehr hatte und das auch lautstark verkündet hat. Das haben alle sogar trotz der Sprachbarriere bestens verstanden.
Ohrstöpsel für Alle!
Aber natürlich hat der Babytüp nicht den ganzen Flug lang unsere Mitreisenden angestrahlt. Er hat auch ziemlich viel gequengelt und geweint. Kein Wunder bei zu wenig Schlaf, so vielen neuen Eindrücken, hunderten Menschen, unbekannten Geräuschen und wenig Platz zum Krabbeln und Spielen. Besonders vor und während des Starts auf der Reise von Amsterdam nach Seoul war seine Laune auf dem Tiefpunkt, so dass die Stewardessen schon mal allen Leuten in der Nähe vorsorglich Ohrstöpsel verteilt haben. Aber die Koreaner haben ja echt ein Pokerface und wenn sie genervt waren, hat man es ihnen auf jeden Fall nicht angesehen. Das machte es auch etwas entspannter für Felix und mich. Trotzdem kamen wir uns manchmal doch so vor wie die Rabeneltern des Jahrhunderts, weil wir unserem kleinen Mann diesen Stress antun. Aber wir haben das super gemeistert und unsere Teamworking-Skills würden jeden Personaler beim Vorstellungsgespräch beeindrucken!
Internationale Babyfreundschaften
Auf dem zweiten Flug von Seoul nach Auckland saß dann eine ganz liebe koreanische Familie mit einem kleinen 18 Monate alten Mädchen neben uns. Ihren Namen konnte ich mir nicht mal zwei Sekunden merken, von der Aussprache wollen wir gar nicht erst anfangen. Über gamsa hamnida reichen meine Koreanisch-Kenntnisse nicht hinaus. (Dieses durchaus nützliche Wissen verdanke ich im Übrigen den Gilmore Girls. Ich sag nur: 58 Plätze, 62 Koreaner! ;)). Aber es war so süß zu sehen, wie sich die beiden ganz neugierig beäugt haben und miteinander immer vertrauter wurden. Wir haben uns auch mit den Eltern super verstanden und sind nun um eine Südkorea-Connection und zwei Facebook-Freunde reicher!
Kia Ora Neuseeland!
Und dann waren wir plötzlich da: in Neuseeland! Die grauen Regenwolken, die uns bei der Landung empfingen, wichen ganz schnell strahlend blauem Himmel und tollstem Sonnenschein. Danke liebes Neuseeland, so haben wir uns das gewünscht! 🙂 In die Aufregung mischte sich nach mehr als 30 schlaflosen Stunden auch ganz schön die Erschöpfung. Die letzten Minuten im Bus und zu Fuß bis zu unserer Unterkunft schlichen gefühlt fast genauso langsam dahin wie ein weiterer Langstreckenflug. Die Gute-Laune-Reserven des Babytüpen waren auf endgültig aufgebraucht und ich verstand auf einmal, warum Schlafentzug so eine beliebte Foltermethode ist. 😉
So, nun hat Felix mir eben im Halbschlaf geraten, nun auch mal die Augen zuzumachen und das werde ich jetzt auch tun. Die ersten Eindrücke aus Auckland gibt es dann bald. Nun werde ich auch mal versuchen meinem Körper einzureden, dass es nicht Mittagszeit, sondern tatsächlich 22 Uhr abends ist. Mal sehen, was die Nacht mit unserem süßen Jetlag-Babytüpen so bringt…
Also dann, gute Nacht vom anderen Ende der Welt!