Als wir am nächsten Morgen auf der Roselands Farm in Waitomo aufwachten und auf die Uhr schauten, konnten wir unseren Augen nicht trauen: der Babytüp hat uns tatsächlich bis 7 Uhr schlafen lassen! Das ist absolute Rekordzeit und fühlt sich ungefähr genauso gut an wie zu Pre-Eltern-Zeiten Sonntags bis eins im Bett zu bleiben. Also ziemlich gut. 😉
Der Blick nach draußen sagte: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Es war ziemlich neblig und dazu gesellte sich ein unangenehmer Nieselregen. Wie gut, dass wir ein unterirdisches Vergnügen geplant hatten: ein Besuch der Waitomo Glowworm Caves. Wie der Name schon sagt, haben es sich dort in der Höhle ganz viele Glühwürmchen gemütlich gemacht. So geschniegelt und gestriegelt wie man halt bei einem Campingurlaub sein kann, kamen wir nach nur fünf Minuten Fahrt an und kauften für satte $100 Tickets für eine 45-minütige Führung durch die Höhle. Aber man kann Geld definitiv schlechter investieren und eine Höhle voller Glühwürmchen kann man sich einfach nicht entgehen lassen.
Imaginäre Glühwürmchen, ahoi!
Wie an jedem anderen touristischen Ort, funktioniert auch hier die Touri-Maschinerie wie geschmiert. Am Eingang wurden wir direkt von einer Fotografin abgefangen: Einmal nett lächeln, einmal staunend nach oben schauen zu den imaginären Glühwürmchen, bitte, danke. Dann noch ein paar Glühwürmchen per Photoshop hinzufügen und fertig ist das perfekte Touri-Foto, das wir gleich nach unserer Tour am Ausgang bestaunen könnten. In der Höhle ist das Fotografieren übrigens streng verboten. Ich nehme mal an die Glühwürmchen finden tausende Blitzlichter am Tag nicht so cool. Und um ein wirklich schönes Foto hinzubekommen, bräuchte man sowieso ein Stativ und etwas Zeit. Aber schaut mal hier bei Google vorbei, um einen Eindruck zu bekommen – es sieht wirklich so aus!
Wie war das nochmal mit den Stalagmiten und Stalaktiten?
Die Tour durch die Glowworm Caves war wirklich kurzweilig und sehr lustig. Ein sympathischer Maori in unserem Alter Typ „Surfer Boy“ mit langen dunklen Locken – ja, genau mein Typ 😉 – hat unsere bunt gemischte Gruppe von Neuseeländern, Australiern, Chinesen, Österreichern und Deutschen durch die Höhle geführt. Dazu gab es interessante Infos rund um die Entstehung der Höhle und das Leben der Glühwürmchen. Die haben es dort auch nicht immer so leicht, denn die durch die Höhle fließt der Waitomo River, der die Höhle auch gerne mal überflutet. Und wie man sich denken kann, hat es sich dann für die armen Glühwürmchen ausgeglüht. 🙁
Übrigens: falls ihr euch auch nie merken könnt, von wo nach wo nochmal die Stalagmiten und Stalaktiten wachsen, für den hatte unser Guide auch den perfekten Merksatz parat:
Stalactites hold tight to the ceiling and stalagmites might grow to meet a stalactite.
Weiter ging es zum Dom, mit mit 15 Meter dem höchsten Punkt der Höhle. Dort ist die Akustik besonders gut und deswegen wird dieser auch regelmäßig für Konzerte und sogar Hochzeiten genutzt. Da es stockduster war, schlug unser Guide vor, jemand könne die Gelegenheit nutzen und etwas singen – es sieht ja sowieso keiner, wer es war. Nach kurzem peinlich betretenen Schweigen fand sich aber tatsächlich ein mutiger Freiwilliger. Und man, der konnte singen! Die Stille und der unglaubliche Klang des Gesangs in der Höhle war definitiv ein Gänsehaut-Moment!
Nickerchen unterm Glühwürmchen-Himmel
Zwar hatten wir bis dahin schon ein paar Glühwürmchen gesehen, aber das Highlight der Glowworm Caves, der Sternenhimmel aus Glühwürmchen, erwartete uns ganz zum Schluss. Dafür stiegen wir alle in ein großes Boot und fuhren dann durch die stockfinstere, stille Höhle, die nur durch tausende Glühwürmchen an der Decke beleuchtet wurde. Wirklich magisch! Da der Babytüp etwas quengelig wurde habe ich ihn kurzerhand im Boot gestillt und er ist innerhalb kürzester Zeit eingeschlafen. Der Glühwürmchen-Himmel scheint also auch eine beruhigende Wirkung zu haben. Oder die Brüste. Oder vielleicht auch die Kombi aus beidem. 😉
Am Ausgang der Höhle gab es neben dem obligatorischen Touri-Shop mit merkwürdig aussehenden Plüsch-Glühwürmchen natürlich auch noch das Resultat unserer grandiosen Fotos zu sehen. Tatsächlich wurde für jeden eine richtige Mappe mit drei verschiedenen Fotos ausgedruckt und für zu viel Geld zum Kauf angeboten. Kauft man sie nicht, landet das ganze Paket einfach im Müll. Auch wenn uns der arme Baum leid tat, der für diese sinnlose Papierverschwendung sterben musste – wir entschieden uns gegen die Fotos, die weder besonders schön, noch authentisch oder qualitativ bemerkenswert waren.
Ein Kräutergarten auf dem Campingplatz
Nachdem sein Nickerchen im Boot unter dem Glühwürmchen-Himmel jäh beendet wurde, als wir ankamen, hat der Babytüp sein Schläfchen dann im Auto forgesetzt. Langsam haben wir den Dreh echt raus und mit dem richtigen Timing dauert es meistens keine zwei Minuten, bis unser kleiner Reisebegleiter in seinem Kindersitz eingenickt ist.
Auf dem Weg Richtung Süden veränderte sich die Landschaft plötzlich und wir kamen uns teilweise vor wie auf einem Raodtrip irgendwo auf der Route 66. Da wir keine Lust auf eine längere Fahrt hatten, entschieden wir uns spontan um und steuerten den TOP 10 Holiday Park in Ohakune an. Die Rezeptionistin war auch eine fast etwas furchteinflößende Art total vernarrt in den Babytüpen und versicherte uns auch voller Eifer noch einmal, dass unsere TOP 10 Card ja such a difference mache.
Ohakune scheint – zumindest in der Saison – ein Mekka für Wintersportler und Wanderer zu sein. Für uns war es ziemlich langweilig und hatte außer einem überteuerten Supermarkt nichts zu bieten. So wenig, dass mir im Nachhinein aufgefallen ist, dass ich dort noch nicht einmal Fotos gemacht habe. Also, ich habe heute leider kein Foto für euch.
Die Küche auf dem Campingplatz war allerdings super ausgestattet und blitzeblank und so kochten wir uns leckeres Omelette mit Kräutern von der hauseigenen Kräuterwand – eine tolle Abwechslung zum “langweiligen” Pfeffer und Salz, die uns in unserem Camper begleiten. Da der Babytüp mit dem vorhandenen Spielzeug beschäftigt war, kochten wir gleich noch Brei für die nächsten Tage vor und unterhielten uns nebenbei mit einem netten Paar aus Rotterdam, bevor wir uns in unser mobiles Zuhause verkrümelten.